Bettgeflüster ist eine neue Rubrik für meinen Blog. Eine Art Traumtagebuch, in dem ich besonders interessante Träume als Kurzgeschichten verfasse.
Dabei editiere ich natürlich auch ein wenig, da manche Geschehnisse die Stimmung der Erzählung stören würden.
Geträumt: Anfang 2013
Genre: Thriller
Es ist mitten in der Nacht, als ich von einem lauten Knall geweckt werde. Es klang, als wäre die Tür des Heims aus den Angeln gerissen worden. Unter der Türschwelle sehe ich, dass das Licht im Flur angeht. Ich höre Geschrei, dann Schüsse. Wie die anderen Mädchen in meinem Zimmer werde auch ich unruhig. Wir schauen uns ängstlich an, verkriechen uns unter unseren Decken und wissen nicht, was wir tun sollen. Als die Tür zu unserem Schlafsaal aufgeht, kreischt Annie verzweifelt auf und beginnt erleichtert zu weinen, als sie sieht, dass nur der Priesters, der unser Heim leitet, in der Tür steht. Er bedeutet uns mit ihm zu kommen und führt uns in die Küche, wo wir uns verstecken sollen. „Ich muss schauen, ob ich noch andere retten kann“, flüstert er und geht zurück.
Die Schüsse folgen immer schneller aufeinander, als würden die Eindringlinge die Geduld verlieren. Dann hören wir die Stimme des Priesters – langsam, laut und voller Wut: „Warum bringt ihr den Teufel in unser Haus?“ Eine andere Stimme antwortet ruhig: „Der Teufel… ist nicht bei uns.“ und lacht hämisch.
„Doch, das ist er. Bei Gott, das…“ Ein Schuss, die Worte des Priesters brechen ab. Das Mädchen neben mir beginnt zu schluchzen. Jetzt sind wir auf uns allein gestellt. Ich blicke mich um, wir sind etwa 15 Mädchen. In der Hoffnung, dass wir dort sicher sind, solange sie noch die Schlafsäle durchkämmen, gehe ich mit den Anderen in den Garten. Die meisten sammeln sich in dem kleinen Pavillon, aber einige versuchen sich in den Büschen zu verstecken. Nach und nach kommen auch ein paar Mädchen, die nicht mit uns der Küche waren, nach draußen.
Es dauert nicht lange, bis auch einer der Männer nach draußen kommt. Sein Erscheinungsbild erinnert an einen Beamten beim SEK: Er trägt schusssichere Kleidung und einen Helm; das Taktische Licht seiner Maschinenpistole strahlt in den Pavillon.
„Wo ist siiiiiiiiie?“ Das Grinsen des Fremden lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen. Annie zieht mich zurück, tiefer in den Pavillon. Langsam gehe ich mit ihr rückwärts, versuche mich hinter den anderen Mädchen zu verstecken. Nur wir beide wissen, dass sie es ist, die er sucht.
Der Lichtstrahl trifft mein Gesicht, schwenkt weiter, und ich sehe wie die Augen des Eindringlings groß werden. Ich drehe mich um und umarme Annie; sie legt ihren Kopf an meine Brust. Ich bin ihr lebendiger Schild. Ein erster Schuss fällt, ein Mädchen neben mir schreit auf und deutet auf die Wunde in meinem Rücken.
„Nein! Nein, ich…“ Tränen fließen über Annies Wangen. Ich gleite in ihren Armen zu Boden; sie kniet neben mir und hält meinen Oberkörper aufrecht. Ihre Hand wandert über meinen Rücken und plötzlich spüre ich einen stechenden Schmerz in der Wunde, die ich vorher kaum wahrgenommen habe. Sie zuckt zurück. „Das darf nicht sein…“, schluchzt sie. Langsam wird mir schwarz vor Augen. „Sing etwas für mich“, sage ich. Lächelnd, denn ich weiß, dass es um mich geschehen ist. Leise beginnt sie ein schwedisches Lied zu singen, die anderen Mädchen im Pavillon steigen ein.
Als mir die Idee für Bettgeflüster kam, musste ich sofort an diesen Traum denken, obwohl er schon so lange her ist. Zwar habe ich nie ein Traumtagebuch geführt, aber immer wenn ich aus einem besonders markanten Traum aufgewacht bin, habe ich Freunden davon erzählt. Dieser Traum hat mich damals so beschäftigt, dass ich meine Nachrichten als Notiz in Google Docs gespeichert habe, damit ich sie nie verlieren werde. Ich habe seitdem nicht mehr wirklich darüber nachgedacht, aber die Geschichte um Annie hat sich in mein Gedächtnis gebrannt.
Der letzte Satz meiner Notizen war: „Ich weiß nicht, warum der Mann nicht weiter geschossen hat, aber ich hoffe, Annie überlebt.“